Das Konzept des freien Willens wird in der Philosophie seit Jahrhunderten diskutiert, und in letzter Zeit haben Forscher behauptet, es sei nichts weiter als ein Mythos. Dies hat viel öffentliche Aufmerksamkeit erregt und die entscheidende Frage aufgeworfen, ob der Glaube der Menschen an den freien Willen wichtig ist oder nicht. In diesem Artikel untersuchen wir die Beziehung zwischen freiem Willen und Psychologie und wie sie das Sozialverhalten beeinflusst. In sechs Studien haben wir getestet, ob der Glaube an den freien Willen mit einem Korrespondenzfehler zusammenhängt, der die automatische Tendenz der Menschen widerspiegelt, den Einfluss interner Faktoren im Vergleich zu externen Faktoren bei der Interpretation des Verhaltens anderer zu überschätzen.
Alle Studien zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen der Stärke des Glaubens an den freien Willen und der Verzerrung der Korrespondenz. Wir fanden auch heraus, dass eine Schwächung des Glaubens der Teilnehmer an den freien Willen zu einer Verringerung der Korrespondenzverzerrungen führt. Schließlich zeigte unsere jüngste Studie, dass der Glaube an den freien Willen ein vorgeschriebenes Bestrafungs- und Belohnungsverhalten vorhersagt und dass dieser Zusammenhang durch korrespondierende Vorurteile vermittelt wird. Die Gültigkeit der Behauptung, dass der freie Wille nichts weiter als ein Mythos ist, ist fraglich, aber Sprache und Definitionen scheinen damit zu tun zu haben, ob wir daran glauben oder nicht.
Diejenigen, die seine Existenz widerlegen, beschreiben in der Regel eine philosophische Definition des freien Willens als die Fähigkeit unseres Bewusstseins (oder unserer Seele), jede Entscheidung zu treffen, die es wählt — unabhängig von Gehirnprozessen oder früheren kausalen Ereignissen. Um es zu untergraben, verbinden sie es oft mit dem „Determinismus“ der klassischen Physik. Newtons Gesetze der Physik lassen es einfach nicht zu, dass es einen freien Willen gibt — sobald ein physikalisches System in Bewegung gesetzt wird, folgt es einem völlig vorhersehbaren Weg. Leider entstand in der akademischen Psychologie eine Bewegung, die die Nützlichkeit des Bewusstseins als psychologisches Konzept leugnete.
Andererseits scheinen eine Reihe empirischer psychologischer Studien die Idee zu stützen, dass gut überlegte bewusste Entscheidungen eine dokumentierbare Wirksamkeit haben. Der amerikanische Psychologe William James beschäftigte sich in seiner Arbeit „The Principes of Psychology“ (189) mit Bewusstsein und beschrieb fünf Eigenschaften dessen, was er „Denken“ nannte. Fortschritte in der psychologischen und neurowissenschaftlichen Forschung haben die Herausforderung des freien Willens nun von der metaphysischen auf die erkenntnistheoretische Ebene verlagert. Man könnte die Beziehung zwischen der Beschreibung unbewusster unterpersönlicher mentaler Mechanismen und der Intentionspsychologie mit der Beziehung zwischen relativistischer Mechanik und klassischer Mechanik vergleichen.
Man hoffte, dass die Psychologie wissenschaftlicher werden könnte, indem man die Selbstbeobachtung verfeinerte, bis sie zu einer zuverlässigen Technik wurde. Weil das Problem des Bewusstseins ein so zentrales Thema ist und Bewusstsein so rätselhaft erscheint, hätte man erwarten können, dass Psychologen und Neurowissenschaftler jetzt große Anstrengungen unternehmen würden, es zu verstehen. Unsere Forschung zeigt, dass der Glaube an den freien Willen grundlegende sozio-kognitive Prozesse beeinflusst, die dazu beitragen, das Verhalten anderer zu verstehen, sowie das vorgeschriebene Bestraf- und Belohnungsverhalten.